Zugegeben – eigentlich ist jeder Tag ein Aufbruch ins Ungewisse.
Es gibt Routinen, die meinem Alltag Struktur geben – und es gibt freie, unverplante Zeit. Da können so die kleinen Überraschungen passieren – eine spontane Wanderung, Zeit für die Gitarre, ein Lied dichten…
Dann gibt es aber auch noch Entscheidungen, die ich treffe, wo ich wirklich unbekanntes Land betrete.
So passiert im Oktober – ich hatte mich zum Lehrgang Wildnispädagogik 2 bei Wildniswissen angemeldet und da begann es mit einer Woche im Wald. Wir schliefen im Zelt, kochten auf dem offenen Feuer (auch den Kaffee am Morgen) und das Trinkwasser wurde in großen Behältern herbeigeholt.
Das war aber nur der Rahmen. Im Lehrgang geht es darum, die Kenntnisse aus der WP 1 zu vertiefen, mehr ins Wissen einzutauchen, ein „Einheimischer“ zu werden. Also der Frage nachzulauschen: wer außer mir lebt noch hier? Welche Pflanzen, welche Tiere? Wir haben Biberspuren gesehen, haben das Reh bellen, den Specht klopfen gehört und Bäume und Pflanzen entdeckt.
Das ist aber nur ein Aspekt der Ausbildung. Der andere Aspekt betrifft die Art des Zusammenlebens. Die Ausbildung erstreckt sich über 2 Jahre mit kürzeren und längeren gemeinsamen Lernzeiten in der Natur. Da braucht es auch in der Gruppe Vereinbarungen und Verlässlichkeiten. Nicht alles regelt sich „von allein“. Wir haben „Instrumente“ in die Hand bekommen, um Verantwortlichkeiten verlässlich und einvernehmlich zu regeln. Und einvernehmlich heißt hier: alle stimmen zu. Es gibt keine Mehrheitsentscheidungen. Es wird solange im Kreis gesprochen, bis eine einvernehmliche Lösung gefunden ist. Das klingt anstrengend? Ja, das kann sich tatsächlich so anfühlen. Der Vorteil ist aber, dass es keine „Gewinner“ und keine „Verlierer“ gibt.
Was ich von dieser Ausbildung mitnehmen kann ist, solche gemeinsamen Entscheidungen auch bei anderen Gelegenheiten zu versuchen. Wann ergibt sich die nächste Möglichkeit?
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